Finde den Sound

9.12.2019 - von Jan (jeff)


Recherche - bevor alles begann

Ein originalgetreues Cover der "größten Band aller Zeiten" erfordert Mut. Jeder kennt den Sound, den Song, die Stimmen. Da geht es nicht nur darum was man spielt, sondern auch wie man es spielt.

Glücklicherweise ist (fast) alles, was die Beatles gemacht haben sehr gut dokumentiert. Aber im Laufe der Recherchen merkt man auch, wie viel tatsächlich nicht dokumentiert ist.
Das geht z.B. damit los, dass wir bis zum Schluss nicht 100% herausbekommen haben, wer die Rhythmus-Gitarre gespielt hat. Bei den ersten Takes war es George, da John beim Gesang in die Hände geklatscht hat und schlicht die Hände nicht frei hatte. Zudem fehlt bei den ersten Takes George's Solo, das kam erst später per Overdubbing hinzu. Die Album-Version klingt allerdings, speziell im Chorus und Solo-Part eher nach John. Und er wird auch in vielen Quellen als Gitarrist aufgeführt. Allerdings steht auch unter jedem Beatles-Song Lennon/McCartney, aber jeder weiß, dass viele Songs entweder nur von John oder von Paul geschrieben wurden und insbesondere ab dem weißen Album wurde auch nicht mehr viel (oder gar nichts) vom jeweils anderen dazu beigetragen.

Daraus ergab sich als nächstes die Frage, ob als Gitarre eher die Epiphone Casino (John's Standard-Gitarre zu der Zeit) oder eine Les Paul/SG (George's Favoriten) zum Einsatz kommen sollte.
Letztlich ist es die Les Paul geworden, da sie in den Strophen etwas runder klingt, aber dennoch den richtigen Biss für Chorus und Solo-Part hat.

In diesem Projekt habe ich die komplette Rhythmus-Gitarre übernommen - unabhängig davon, wie und ob die Beatles es aufgeteilt haben. Zudem haben wir uns an den ersten Takes orientiert und ich habe den Part komplett durchgespielt und in den Pausen die Pickups umgeschaltet. In den ersten Takes der Beatles nimmt man genau dieses leise Knacken wahr. In der Album-Version des Songs wurden die Gitarren geschnitten und man hört das Umschalten nicht mehr. Ein weiterer Vorteil war, dass wir Gitarre und Keyboard gemeinsam aufnehmen konnten und so zusammen im Groove waren. Wenn wir schon nicht alles live einspielen konnten, so wollten wir doch wenigstens einen Teil gemeinsam spielen.

Apropos Groove - eine kleine Randnotiz:

Irgendetwas muss beim Transfer zwischen den DAW's schief gelaufen sein. Denn ich war mit meiner Gitarre immer zu früh dran, sie passte nicht 100% auf die Drums und den Bass. Bis wir gemerkt haben, dass der Gesang ein paar Millisekunden zu früh dran war und mich aus dem Tritt gebracht hat. Und wenn man das einmal hört, bekommt man es nicht mehr aus dem Kopf. Wir haben also den Gesang im Monitoring gemutet und alles war gut. Aber da es so minimal war, hat es einige Takes (und Energie) gekostet, darauf zu kommen.

Noten, YouTube und ein gutes Ohr

Glücklicherweise hatten wir die komplette Notation des Stückes vorliegen. Unglücklicherweise spielen George und die anderen Jungs aber ihr eigenes Ding ... Es ist eine Rock-Nummer und dementsprechend "spontan" fallen die Variationen aus. Wir haben bei YouTube ein Video gefunden, wo genau diese Variationen gezeigt werden. Jetzt fehlte nur noch, sie an die richtige Stelle zu setzen. Da haben uns die mittlerweile verfügbaren isolated tracks weitergeholfen. Hier konnte ich genau heraushören, an welchen Stellen George welche Variante spielt und sogar welche Fehler er einbaut. Im Kontext fallen diese Fehler nicht auf. Spielt man sie aber nicht, fehlt etwas. Der Song lebt sowohl von seinem schmutzigen Sound (siehe "Aufnahmetechnik") als auch von den leichten Variationen und kleinen Unperfektheiten im Spiel.

Fazit

Wir haben versucht, uns nicht in Kleinigkeiten zu verlieren. Es fiel manchmal schwer (wir sind doch Nerds), aber am Ende wurden alle Entscheidungen immer schnell getroffen.